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Zisternenprojekt im Bundesstaat Paraíba

Seit 2005 unterstützen wir im Landesinneren des Bundesstaates Paraiba, ein Ziisternenbauprojekt.

Pe. Romulo Viana, ein engagierter Padre, der Befreiungstheologie verpflichtet, begann mit Helfern, die immer wiederkehrende Dürre nicht als Gott gewolltes Schicksal hinzunehmen bzw. auf die Almosen von Politikern – vor allem zu Wahlzeiten – zu warten. Unter dem Titel „Überleben mit der Dürre“ schickte er uns einen langen Brief, in welchem er die Notwendigkeit des Zisternenbaus darlegt. Hierbei geht es sowohl darum der in dieser Gegend von extremer Armut gekennzeichneten Bevölkerung Wasser fürs Überleben zu sichern, darüber hinaus jedoch auch vielfältige Zusammenhänge aufzuzeigen. So ist ein Ziel zu zeigen, dass es nicht angeht auf politische Maßnahmen zu warten; es gilt eine Infrastruktur zu schaffen die der Bevölkerung in dieser Semiariden Region ein Überleben sichert. Im Augenblick verlassen die Jugendlichen die Gegend in der Hoffnung in den Städten ein besseres Leben zu finden – ein Trugschluss wie inzwischen bekannt

Aufgrund einer großzügigen Einzelspende und ungebundener Spendengelder war es möglich, das Anliegen von Pe. Romulo unterstützen zu können.Im Juli 2005 waren die ersten Zisternen fertiggestellt.

Inzwischen lebt Pe.Romulo in Soledade, ebenfalls in Paraiba, und führt von hier aus den Zisternenbau weiter. Nachfolgend ein Beispiel einer Projektbeschreibung, zusammengefasst aus einem langen Brief von Pe. Romulo.

Ziel des Projektes

Das Projekt will den Bäuerinnen und Bauern der Gemeinde von Soledade bewusst machen, dass sie wichtig sind beim Aufbau einer alle Lebewesen respektierenden Gesellschaft. Durch Investitionen in Infrastruktur und Bildung soll den Menschen ein Leben in Würde ermöglicht werden. Sie sollen darin unterstützt werden, mit der Dürre leben zu lernen.Der Kontext

Die Kirchengemeinde Soledade befindet sich im Landesinneren von Paraíba, ca. 175 km von der Landeshauptstadt entfernt und umfasst in einem Gebiet von ca.1000 qkm die Kommunen Soledade, Olivedos, Cubati, Sao Vicente und Seridó sowie über 50 kleine Ansiedlungen. Geographisch liegt sie im semiariden (halbtrockenen) Dürregebiet des Nordostens. Es gibt normalerweise kurze Regenzeiten im Winter. In diesem Jahr hat es jedoch nicht geregnet, viele Tiere sind verendet und die Menschen mussten sich Trinkwasser kaufen. Die ganze Bevölkerung ist in einer schwierigen sozioökonomischen Situation. Die Menschen leben vom Landbau sowie den Renten der älteren Familienmitglieder oder üben öffentliche Ämter aus, die jedoch schlecht bezahlt werden (meist um die 80 US$ pro Monat). Die Landwirtschaft wirft zu wenig ab, nicht nur wegen des fehlenden Regens, sondern auch wegen fehlender landwirtschaftlicher Techniken, die den Ertrag erhöhen könnten.Viele Menschen sind unter- oder mangelernährt und leiden an Folgekrankheiten von Hunger und mangelnder Gesundheitsversorgung. Nicht Wenige wandern in die Städte ab, wo sie meist unter miserabeln und unmenschlichen Bedingungen leben müssen.

Durchführung des Projekts :

Geplant ist, zunächst in monatlichen Treffen die Teilnehmenden zu bilden und zu informieren. Dann sollen Zisternen errichtet werden. Alle Teilnehmenden sollen selbst zu Multiplikatoren werden.

1. Phase: Bewusstseinsbildung:

Geplant sind im Vorträge und Diskussionen, Praxiswerkstätten, Kunst und Theaterwerkstätten und Filme zu folgenden Themen:

  • Was ist die Umwelt? Was ist ökologischer Landbau?
  • Die Müllproblematik
  • Wasser ist Lebensmittel: Verantwortlicher Umgang, Probleme mit Wasserverschmutzung, fehlende Kanalisation.
  • Lösungsmöglichkeiten: keine Verschwendung, alternative Ernährungsmöglichkeiten, Müllvermeidung, Kompostierung und natürlicher Dünger, Aufforstung im eigenen Dorf, Abwasserentsorgung
  • Wie kann neues Wissen multipliziert werden?

2. Phase: Die Zisternen

Zum Thema Regen und Trockenheit ist ebenfalls zunächst ein Theorie- und Ausbildungsblock geplant:

  • Regen und Trockenheit – geographisches Basiswissen
  • Wie kann man Wasser konservieren?
  • Biblische Grundlagen zum Thema Wasser und Jesu Ermutigung, selbst etwas zu verändern
  • Wie baut man eine Zisterne?,
  • Wie wird gefiltert und Trinkwasser aufbereitet?
  • Wie wird eine Zisterne unterhalten und gepflegt?
  • Zisternenbau als Beitrag zum Gemeinwohl
  • Wasser, Trockenheit, Politik und Wirtschaft

Danach ist der Bau der Zisternen geplant. Die Zisternen bestehen aus einem großen Metalltank, in den der Regen, wenn er dann einmal kurz und heftig fällt, von den Dächern geleitet wird. Die benutzte Technologie ist einfach und billig und kann innerhalb von 5 Tagen aufgebaut werden.
Einige Zisternen sollen auf dem Gelände der Kirchengemeinden entstehen und für alle zugänglich sein. Weitere Zisternen werden in Gemeinschaftsarbeit für Familien gebaut. Die Zuteilung richtet sich nach dem Grad der Bedürftigkeit. Die Zisternen werden nicht geschenkt. Die Familien, die eine Zisterne erhalten haben, zahlen pro Monat den Gegenwert eines Sackes Zement. Mit diesem Geld wird ein Fundus angelegt, der dann anderen zugute kommt. Dies auch, um den Menschen Wege der Selbstorganisation aus der Abhängigkeit zu zeigen.
Das Projekt soll die Betroffenen auch politisch weiterbringen, damit ihre Stimmen nicht, wie sonst üblich, mit leeren Wahlversprechungen von Politikern gekauft werden.

Die Zielgruppe

Das Projekt wendet sich an alle, hat aber insbesondere Frauen und Kinder im Blick, da diese sich um das Überleben der Familie zuhause kümmern, während die Männer in der Regel als Tagelöhner anderswo arbeiten.
Initiator und Verantwortlicher:
Padre Rômulo Remígio Viana, Pfarrer der Kirchengemeinde Soledade sowie das Erwachsenenbildungsteam der Gemeinde.

Die Finanzierung von 10 Zisternen kostet umgerechnet ca.3 500 €.

 

 

Situation zu Beginn des Jahres 2012

Dank einem jährlich großzügigen Spender war es in den vergangenen Jahen möglich, diese Zisernenarbeit koninuierlich auszuweiten. Bei mehreren Besuchen in den Jahren seit Beginn dieses Projekts konnte eine spürbare Verbesserung der Lebenssituation für viele Familien festgestellt werden. So ist der Zisternenbau nicht nur eine Vorkehrung vor den immer wieder auftretenden Dürreperioden, er ermöglicht den Familien auch einen bescheidenen Anbau von Nahrungsmitteln. Dies trägt wesentlich dazu bei, die Familien von einem Abwandern in andere Regionen bzw. Städte abzuhalten.