Ziele der Casas Taiguara
Casa TAIGUARA wurde im Juni 1996 von der kleinen Nichtregierungsorganisation `Moradia Associacao Civil` gegründet und erreichte in der kurzen Zeit seines Bestehens wegen der Konzeption und der sich daraus ableitenden Erfolge bereits beachtliches Ansehen.
Große staatliche Organisationen wie FEBEM und SOS Crianca haben sich in der Vergangenheit außer Stande gezeigt das Problem der Straßenkinder wirkungsvoll lösen zu können. Kleine Zentren für bis zu 20 Kindern/Jugendliche versuchen deshalb seit einiger Zeit, eine Alternative zu diesen „Aufbewahrungsstätten“ zu sein, TAIGUARA ist eine davon.
Taiguara verfolgt verschiedene Absichten:
- Schutz-und Vorbeugefunktion: durch das Angebot vielfältiger Möglichkeiten wird zum einen die auf der Straße zugebrachte Zeit verringert, zum anderen stellt das Übernachtungsangebot für die Kinder eine Chance dar, den vielfältigen Gefahren und Bedrohungen, denen sie nachts auf der Straße ausgesetzt sind (pysische Bedrohung, Drogenkonsum, Prostitution...), zu entkommen.
- Erziehungsfunktion: in Taiguara finden die Kinder und Jugendlichen einen Ort, wo sie, den notwendigen Willen vorausgesetzt, ein Leben in Gemeinschaft - zumindest ansatzweise - erfahren können.
Taigura bietet zudem die Möglichkeit, sich vom Leben auf der Straße zu lösen. Hat das Straßenkind sich entschlossen in Taiguara zu bleiben, versucht die Betreungsequipe, es bis zur „Wiedereingliederung“ in die Gesellschaft zu begleiten. Dabei helfen die bestehenden Kontakte zu Bildungseinrichtungen ebenso wie zu staatlichen und nichtstaatlichen Organisationen. Falls gewünscht, wird auch eine Kontaktaufnahme mit den jeweiligen Familienmitgliedern wieder hergestellt.
Prinzip ist immer die Respektierung des Willens der betroffenen Kinder/Jugendlichen. Diese müssen den Willen aufbringen, tatsächlich von der Straße wegkommen zu wollen. Die Mitarbeiter/-innen von Taiguara zeigen Alternativen zum Strassenleben auf, erleichtern den Weg weg von der Straße, der „Ausstieg“ selbst hat jedoch von den Kindern/ Jugendlichen zu erfolgen.
Aufnahmekriterien - wie dies in vielen Straßenkinderprojekten üblich ist - gibt es fast keine. Zwischen 7 und 18 Jahren (gleich welchen Geschlechts) kann jede/r ohne Wohnung Aufnahme finden, vorausgesetzt, es gibt einen freien Platz. Bei den zur Verfügung stehenden 20 Schlafplätzen ist dies selten der Fall. Nur wenige Regeln sind von einem Kind bzw. einem Jugendlichen, der in Taiguara eintreten möchte, zu beachten:
- Kein Drogenkonsum innerhalb des Hauses
- Einhalten der Uhrzeiten, v.a. der „Schlafenszeit“, 22.30Uhr. Zu diesem Zeitpunkt haben alle Bewohner/-innen sich im Haus einzufinden.
- Respektierung der Equipe Respektierung und Einhaltung der auszuführenden Arbeiten. Hierzu zählen Geschirrspülen, putzen, Toiletten reinigen, alles Gemeinschaftsaufgaben, die im Wechsel zu erledigen sind.
Angebote in TAIGUARA:
Taiguara bietet den Straßenkindern neben Übernachtungsmöglichkeiten verschiedene Angebote an: Aufenthaltsmöglichkeit während des Tages; Medizinische Versorgung; Duschmöglichkeit; abschließbare Spinde; Pädagogische Angebote; Kurse in portugiesischer Sprache und Mathematik (Anm.: Minimale Kenntnissse hierin sind erforderlich um danach überhaupt in einer öffentlichen Schule einen Platz bekommen zu können).
Dank einer Vielzahl freiwilliger Helfer gibt es zudem im Verlauf der Woche eine Vielzahl verschiedener Kurse wie beispielsweise:
Kunst (montags 20.00 -22.00 Uhr); Kochkurse (mittwochs 15.00 - 16.00 und 19.00 - 20.00 Uhr); Schachkurs (mittwochs 20.00 - 22.00 Uhr); Grundkurs in Elektrizität (donnerstags 19.00 - 20.00 Uhr); Zirkus (in Zusammenarbeit mit der Zirkusschule Vila Ré) (dienstags/donnerstags 8.00-10.00 Uhr und 15.00 - 17.00 Uhr).
Desweiteren besteht eine Zusammenarbeit mit anderen Projekten wie „Projeto Quixote“ bzw. „Projeto Travessia“ und es gibt die Möglichkeit von montags bis freitags eine öffentliche Schule besuchen zu können. Allerdings ist dies für die über 14 -jährigen nur möglich, wenn minimale Kenntnisse in Mathematik und Portugiesisch vorliegen.
1999: Drei Jahre nach der Gründung von Taiguara steht für den Initiator Daniel Fresnot fest, dass die Konzeption sich als richtig erwiesen hat und eine Ausweitung sich lohnen würde. Seiner Meinung nach ist die allgemein verbreitete Praxis bei der Arbeit mit Straßenkindern - Beherbergungsangebote während des Tages, nachts jedoch übernachten auf der Straße - nicht der richtige Weg um die Straßenkinder/Jugendlichen wieder in die Gesellschaft integrieren zu können.
„Es nützt nichts tagsüber eine gute Arbeit zu leisten und die Kinder nachts sich auf der Straße selbst zu überlassen“. Richtig sei es, offenen, kleine Zentren wie TAIGUARA zu schaffen, die Übernachtungsangebote und schulische Angebote anbieten. „Nur so wird es möglich sein, die Jugendlichen vom Leben auf der Straße abzubringen“.
Entsprechend ist TAIGUARA konzipiert.
Monatliche Ausgaben und Finanzierung
Die monatlichen Ausgaben sind beachtlich: umgerechnet ca. 12. 000 DM müssen monatlich für den Unterhalt aufgebracht werden. Diese Ausgaben wurden bis Ende 2002 weitgehend aus Eigenmitteln von Daniel Fresnot (Anm: Er besitzt eine Verpackungsfabrik und der Gewinn fließt in diese Arbeit mit Straßenkindern und Familien, die auf der Straße leben „povo da rua“, denen sich Daniel seit längerer Zeit intensiv widmet) bzw. Spenden von Privatpersonen bestritten. Seit Anfang 2003 hat nun die Präfektur die Arbeit des Taiguara-Teams als förderungswürdig eingestuft. Dies bedeutet, dass seit 2003 ungefähr die Hälfte der Kosten übernommen werden.
Immer wieder veröffentlicht Moradia Associacao Civil Berichte, in denen über den Fortgang des Projekts bzw. die Verwendung der Geldmittel Rechenschaft abgelegt wird. Monatlich kommen und gehen ca. fünfzig Jugendliche in das Haus TAIGUARA, sei es um unter tags eine Dusche zu nehmen, sei es um sich für einige Stunden von der Straße zurückzuziehen. Die Kapazität von zwanzig Übernachtungsplätzen in Casa Taiguara und weiteren 20 Plätzen in Casa Taiguarinha ist ständig ausgeschöpft.
Situation zu Beginn des Jahres 2012
Neben Casa Taiguara (12-18), Casa Taiguarinha (7-12) gibt es inzwischen Casa Verde, República, Casa da Cultura und eine Zusammenarbeit mit einer, außerhalb Sao Paulos liegenden "Entgiftungsklinik." Dies bedeutet steigende Ausgaben, zeigt jedoch zugleich den Erfolg dieses Ansatzes der Arbeit mit Straßenkindern. Leider konnte das für 2011 vorgesehene Vorhaben einer "Abrigo Permanente" noch nicht realisiert werden. Dennoch: Der modellhafte Charakter dieser Arbeti manifestiert sich darin, dass inzwischen mehrere Einrichtungen wie Casa Taiguara bestehen.
Da die Hälfte der Kosten über Spenden eingenommen werden müssen, freuen wir uns über jeden, noch so kleinen Beitrag. Überweisungen bitte unter dem Stichwort "Taiguara" auf folgendes Konto:
Brasilieninitiative Freiburg e.V.,Volksbank Freiburg, Konto-Nr. : 250 548 06, BLZ 680 900 00