Zum Hauptinhalt springen

Projektreise 2025 - Neues aus Casa Taiguara in São Paulo

Nach mehreren Veränderungen in den letzten Jahren hat sich die Situation seit zwei Jahren stabilisiert. Dies bestätigte auch der im Februar stattgefundene Besuch.Im Rahmen eines ausführlichen Gesprächs mit Valeria Pássaro, der Leiterin von Casa Taiguara, wurde die aktuelle Situation des Projekts beleuchtet. Valeria, die unverändert optimistisch wirkt, berichtet von den Fortschritten und Herausforderungen, mit denen das Haus konfrontiert ist. Dank der Unterstützung verschiedener Spender konnten bereits Reformen am Gebäude durchgeführt werden.
Seit einigen Monaten steht Janiah in der Küche. Sie floh vor Jahren mit ihrem Mann aus Algerien und hat drei Kinder. Ihre neunjährige Tochter Nihan hilft ihre Mutter bei der Übersetzung. Das Team von Casa Taiguara besteht weiterhin aus drei engagierten Personen: Vivi, Jo und Valeria. Bemerkenswert ist die große Anzahl von 72 Freiwilligen, die es ermöglichen, ein vielfältiges Angebot für die Kinder im Alter bis zu 15 Jahren anzubieten. Valeria hebt hervor, dass die Kinder nicht nur an den Aktivitäten teilnehmen, sondern auch auf den Zustand des frisch renovierten Hauses achten und mithelfen.

Während des Gesprächs trifft eine Lieferung von 50 Lebensmittelpaketen eines anonymen Spenders ein. Dies kommt anscheinend immer wieder mal vor. Valeria arbeitet vormittags in verschiedenen Organisationen, das was sie als Leiterin für die Arbeit in Taiguara bekommt, umgerechnet ca. 250.- €,  reicht nicht aus um den Lebensunterhalt für sich und die drei Kinder zu sichern, ihr Mann starb vor einigen Jahren. Deutlich wird bei unserer Begegnung erneut wie Taiguara für Valéria eine Herzensangelegenheit ist.  

Die Aktivitäten in Casa Taiguara sind vielfältig. Von Montag bis Freitag gibt es ein breites Angebot, u.a finden .Malkurse, Tanzkurse und Schreibwerkstätten statt. Für die Eltern der Kinder werden therapeutische Angebote, Einzeltherapien und Familiengruppen mit Psychologen angeboten. Eine Mädchengruppe, die freitags stattfindet, hat zum Ziel, das Selbstbewusstsein der Teilnehmerinnen zu stärken.
Ein neuer Kontakt mit Personen der PSOL Partei eröffnet die Möglichkeit, künftig zwei Angebote für Erwachsene anzubieten: Alphabetisierung und grundlegende Informationen zu politischen Abläufen. Dies ist besonders wichtig, da viele Menschen aus der „unteren Schicht“ Anhänger von Bolsonaro sind. Zudem wird das Instituto Cardoso einen Lehrer für sechs Monate finanzieren, um die Alphabetisierung von bis zu 18 Teilnehmern zu unterstützen. Auch die Architektengruppe DIAGONAL, die sich mit „urbanização social“ beschäftigt, hat Kontakt zu Casa Taiguara aufgenommen.
Zusätzlich werden monatlich 150 Lebensmittelpakete - Cestas básicas – verteilt. Es gibt regelmäßige Lebensmittelspenden von Supermärkten, die an Straßenbewohner aus dem Stadtviertel verteilt werden. 

Immer wieder gibt es Menschen, die helfen, sei es durch Essensspenden, Material oder andere notwendige Dinge. Kleinere Spenden sind für den laufenden Betrieb von Casa Taiguara unerlässlich, da Ausgaben wie Strom, Wasser und Löhne stets gedeckt werden müssen. Aktuell besteht ein dringender Bedarf an der Renovierung der elektrischen Installationen sowie der Anschaffung eines neuen Herdes.

Spenden bitte auf das Konto der Brasilieninitiative Freiburg e.V.
      Volksbank Freiburg IBAN: DE88 6809 0000 0025 0548 06   
       Stichwort: Taiguara

 

Kurzinterview mit Valéria Pássaro, der Leiterin von Casa Taiguara am 08.01.2025

Wer unterstützt derzeit Casa Taiguara ?

Es sind viele Einzelpersonen, die unsere Arbeit schätzen. Neben Geld- und Sachspenden stellen sie auch ihre Arbeitskraft zur Verfügung, so haben wir beispielsweise eien neuen Bodenbelag bekommen. Die Instandhaltung des Hauses ist auf Spenden angewiesen.

Und wie erfahren die Leute von Casa Taiguara?

Viel geschieht durch Mundpropaganda. Eine Person erzählt es der anderen. Und durch die große Zahl an Freiwilligen, augenblicklich sind es an die sechzig Personen, wird die Arbeit ebenfalls bekannt gemacht.

Welche Aktivitäten bieten die Freiwilligen den Kindern in Casa Taiguara an?

Sie bieten eine Vielzahl von Aktivitäten für die Kinder an, darunter die Begleitung bei Hausaufgaben, Kunst- und Tanzaktivitäten, Theater, Workshops zu Lesen und Schreiben. Diese Aktivitäten finden montags bis freitags, teilweise auch samstags, statt und richten sich an Kinder im Alter bis zu 15 Jahren.

Wie viele Kinder beteiligen sich an den Aktivitäten?

Es sind zwischen 6 und 80 Kinder, zusätzlich haben wir aber auch für Erwachsene therapeutische Angebote und in diesem Jahr können wir erstmals einen Alphabetisierungskurs für Erwachsene anbieten.

 

Kurzinterview mit zwei ehemaligen Straßenkindern am 23.01.2025

João umd Valdir verbrachten mehrere Jahre im vom Taiguara-Team betreuten Haus „Casa das Expedicoes.“ João hat inzwischen eine Arbeit bei einer Security-Firma gefunden, Valdir hat sich selbstständig gemacht und handelt mit Eisenwaren.
Beide gehören zu den ca. achtzig ehemaigen Straßenkindern die sich immer mal wieder treffen. Valéria, die Leiterin, erwähnt dass zwei ehemalige Straßenkinder auch als Erwachsene immer noch ein Leben auf der Straße führen. Dennoch nehmen sie immer mal wieder bei den unregelmässigen Treffen „Ehemaliger“ teil. 

Joao, Valdir, bitte stellt euch kurz vor und erzählt ein wenig über die Erfahrungen im„Casa das Expedições.“  

Ich bin João und werde demnächst 25 Jahre alt. Vor sieben Jahren musste ich „Casa das Expedicoes“ verlassen da ich 18 Jahre alt geworden war. Ich lebte seit meinem dritten Lebensjahr auf der Straße, habe mehrere Unterkünfte gehabt bevor ich 2012 in „Casa das Expedições“ eine Bleibe für viele Jahre fand. Hier hat es mir, ich muß es sagen, am besten gefallen. (Anm.: João entdeckte das „Casa das Expedições,“ weil seine Brüder bereits dort lebten.) 

Anfangs waren wir drei Brüder, Andy, Alison und ich als Jüngster, die auf der straße lebten.Zwei Schwestern, Natália und Stephanie kamen später auch im „Casa das Expedições“ unter.
Bei uns zu Hause war die Situation unerträglich, so habe ich vom Stiefvater immer Schläge mit dem Gürtel bekommen, Gewalt war an der Tagesordnung. Eines Tages kam Bescuh vom Jugendamt, sie sahen die Situation und sie nahmen uns mit und brachten uns in ein Haiem, aus dem wir sehr balf flohen.

Wie war es bei dir Valdir?

Auch ich lebte seit meinem 4. Lebensjahr auf der Straße und kam immer mal wieder in eine staatliche Unterkunft. Seit meinem sechsten Lebensjahr war ich dann in „Casa das Expedições.“ Hier gab es  zwar feste Regeln aber auch Freiraum und  das hat mir sehr gut gefallen. Ein Sozialarbeiter hat mich auf der Straße auf „Casa das Expedições.“  aufmerksam gemacht.
Was mir besonders gefallene hat war, dass das Team von Expedições versuchte die jeweiligen Familiengeschichten aufzuarbeiten und sie auch versuchten, eine Annäherung an die Familien wieder herzustellen. Ich selbst hatte nicht viele Erinnerungen. Auch war es sehr gut dass es immer wieder veerschiedenen Aktivitäten gab. So entdeckten wir São Paulo auf eine ganz neue Art und Weise, entdeckten auch die Schönheit der Natur auf den Ausflügen.