Skip to main content

Die Betroffenen zu Taiguara

Für die „festen Bewohner“ TAIGUARAS ist oftmals die Aussicht, eines Tages dieses Haus verlassen zu müssen (dies ist mit dem Erreichen des 18.Lebensjahres der Fall), schwer vorstellbar. „Dies ist die beste Unterkunft, die ich bisher kennengelernt habe", so D.B. (16).

Vier Jahre lebte er auf verschiedenen Plätzen im Stadtinnern São Paulos. Inzwischen geht er in die Schule, hat zwei Informatik-Kurse belegt und möchte jetzt gerne dieses erworbene Wissen innerhalb TAIGUARAS an andere weitergeben. Dieser Wunsch ist nicht unrealistisch, nachdem Taiguara vor kurzem einige Computer geschenkt bekam.

Für Luiz Carlos Rosado Santos (17) ist TAIGUARA seine Familie. „Dies ist mein Heim. Heute will ich nichts mehr von Drogen wissen, ich bemühe mich voranzukommen“. Seit zwei Jahren lebt er in TAIGUARA. In Kürze muß er Taiguara verlassen, das Betreuerteam sucht zur Zeit nach einer Möglichkeit, für ihn eine Wohnmöglichkeit außerhalb zu finden, ihn nicht sich selbst überlassen zu müssen.

V.R.D. (11), kam vor wenigen Wochen erst zu TAIGUARA. Er sagt ganz offen, dass er das Leben auf der Straße dem Leben in der Familie vorzieht. „Meine Großmutter und meine Mutter mochten mich nicht.“ Wie viele in seinem Alter ist sein Gesicht bereits von Marihuana, Schnüffel-Leim und Crack gekennzeichnet. Was er sich von TAIGUARA erhofft? - „carinho“ - Zärtlichkeit, meinte er.

R.M.J.(15), mit Zwillingen im sechsten Monat schwanger, fand über einen Sozialassistenten vor kurzem den Weg zu TAIGUARA. Sie versichert im Augenblick kein Crack mehr zu rauchen. „Ich bekomme hier soviel Zuwendung und habe es auch dank Gottes Hilfe geschafft, jetzt aufzuhören“.

Ein großer Unterschied von CASA TAIGUARA und anderen Einrichtungen, die sich den Straßenkindern widmen, ist die Tatsache, dass das Haus ein offenes Haus ist. „Die Kinder können kommen und gehen wie es ihnen beliebt, vorausgesetzt, sie beachten einige notwendige Regeln“, so Daniel. „Der Abschied vom Leben auf der Straße ist auf diese Art und Weise nicht so abrupt“.

Nachfolgend Auszüge aus einem Gespräch mit Davi J. (15), Bewohner von CASA TAIGUARA:

F: Davi, wie bist du zu TAIGUARA gekommen?
Davi: Früher wohnte ich in Carapicuíba. Es gab einige Probleme mit meiner Familie und ich entschloß mich wegzugehen. So ging ich dann weg. Ich begann auf der Straße zu leben und verdiente mir mit Autoscheiben putzen etwas Geld. So lebte ich sieben Jahre auf der Straße. Ich war schon mal im abrigo SOS in Mooca (Anm.: Staatliches „Erziehungsheim“) aber dort gefiel es mir überhaupt nicht. So haute ich ab und blieb wieder auf der Straße. Ich begann Drogen zu nehmen, machte halt „all diese Dinge durch“. Im vergangenen Jahr kam ich nach TAIGUARA und fand hier gute Leute. Im Augenblick gehe ich in die Schule.

F.: Warst du nicht bereits früher in der Schule?
Davi: Ja. Als ich klein war, besuchte ich in Carapicuíba die erste Klasse. Später machte ich das erste Jahr nochmals, im Augenblick gehe ich in die dritte Klasse, in einem Sonderkurs. Jetzt möchte ich versuchen einige Schuljahre zu absolvieren, soviel ich halt brauche. Außerdem mache ich zur Zeit einen Computerkurs.

F.: Hast du noch Kontakt zu deiner Familie?
Davi: Ziemlich wenig. Letztes Jahr war ich nur ein einziges Mal dort: an Weihnachten. Mir gefällt es in TAIGUARA. Klar doch, daß es immer wieder mal Streit gibt, aber dies gehört dazu. Ich lasse mich nicht mehr draus bringen, ich muß nach vorwärts gehen, ich kann es mir nicht mehr leisten mich gehen zu lassen. TAIGUARA ist meine letzte Chance.