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Reisebericht 2022

Vom vergangenen Dezember bis Februar hielt sich der Vorsitzende der brasilieninitiative f r e i b u r g  e.V. , Günther Schulz, erneut in Brasilien auf. Hierbei besuchte er auch die von der Brasilieninitiative unterstützten Projekte.

 

„Ankunft wie immer in aller Frühe um 5.50 Uhr auf dem Flughafen Guarulhos in São Paulo. Warme Luft empfängt mich und zunächst heißt es warten bis der Pendelbus mich nach Congonhas, dem innerstädtischen Flughafen, und von dort mit dem Taxi weiter zu meiner Unterkunft, bringt.
Nach Tagen der Eingewöhnung geht der erste Besuch nach Ubatuba, zwischen Santos und Rio de Janeiro gelegen. Dort empfängt mich Sonia Bonfim, eine Aktivistin der ersten Stunde in der Arbeiterpartei PT und trotz ihrer inzwischen 80 Jahre nach wie vor aktiv. In den vergangenen Jahrzehnten hat sie verschiedene soziale Projekt realisiert. Augenblicklich ist sie Teil einer Frauenkooperative und weiterhin aktiv was den Schutz der Indigenen in ihrer Region betrifft. Auch hier ist derzeit – wie in allen besuchten Projekten - die Verteilung von Lebensmittelpaketen eine Priorität, im Gespräch weist Sonia darauf hin, dass diese Situation nicht nur mit der Pandemie sondern auch mit der verheerenden Politik Bolsonaros zu tun habe. Mein mehrtägiger Aufenthalt bei ihr ist von schwerem Unwetter gekennzeichnet, es regnet fast ununterbrochen und Straßen sind teilweise unpassierbar. Die Rückfahrt nach São Paulo dauert lange sieben Stunden (normalerweise in 4,5 zu schaffen) und ich bin froh am Abend heil anzukommen.
In der folgenden Zeit kam es zu vielfältigen Begegnungen, immer wieder höre ich Beispiele wie sich unter der Regeirung Bolsonaro der Lebensalltag verschlechtert hat. Von mir auf die im Oktober unter anderem anstehenden Präsidentschaftswahlen angesprochen, ist überall die Hoffnung zu spüren und wird auch artikuliert, dass Bolsonaro abgewählt wird. Sein Gegenkandidat, der ehemalige Präsident Luis Inácio Lula da Silva von der Arbeiterpartei PT, führt auch in den Umfragen. Allerdings wird seine Entscheidung, den Ex-Gouverneur von São Paulo, Geraldo Alckmin (PSB) zu seinem Vize zu nehmen, von nicht wenigen Kräften innerhalb der Linken kritisiert. War dieser doch maßgeblich 2016 an der Amtsenthebung von Dilma Roussef (PT) beteiligt und ist auch sonst für seinen neoliberalen Kurs bekannt. Aber viele sind bereit von ihren politischen Überzeugungen abzugehen, Hauptsache Bolsonaro ist zunächst mal weg. Dies war zumindest mein Eindruck und dies nennt man wohl „Realpolitik“…
Jetzt jedoch zu der konkreten Projektarbeit der Brasilieninitiative.

Seit 1996 begleiten wir das Straßenkinderprojekt Casa Taiguara in São Paulo

Dies sollte auch diese Mal meine erste Anlaufstelle sein. Wieder empfängt mich Valéria und in den folgenden Tagen kann ich mir ein gutes Bild von der Entwicklung dieser Arbeit machen. Leider gab es in den Jahren 2021 und 2022 tiefgreifende, nicht positive, Veränderungen. Die Pandemie hat es unmöglich gemacht, weiter Straßenkinder in den beiden Häusern aufnehmen zu können bzw. zu dürfen (Zusammenleben auf engstem Raum, Hygienevorschriften, kurz: die Vorgaben der Stadtverwaltung konnten nicht erfüllt werden.) Viele Mitarbeiter:innen mussten notgedrungen entlassen werden. Sie hatten jedoch – je nach Länge der Beschäftigungszeit – Anspruch auf Ausgleichszahlungen. Dieses Geld war jedoch nicht vorhanden. Folge war, dass 2021 das „Stammhaus“ verkauft werden musste, um zumindest einen Teil der Ansprüche begleichen zu können.
Geblieben ist das Nachbargebäude, in dem früher die 7- bis 12-Jährigen Aufnahme fanden. Hier finden gegenwärtig, neben der täglichen Ausgabe von Lebensmitteln, Umbaumaßnahmen statt. Taiguarinha soll eine „Casa da Cultura“ – ein Kulturhaus werden. Geplant ist, sowohl Angebote für die Kinder des Stadtviertels zu machen als auch eine psychologische Betreuung für Erwachsene anzubieten. Wie wichtig das Fortbestehen von Taiguara ist, zeigten Gespräche mit Bewohnern dieses Stadtteils. Sie waren nicht nur dankbar für die Lebensmittelpakete bzw. das kostenlose Mittagessen, sondern hoben immer wieder hervor, wie sehr das verbliebene Team mit Valéria, Diego, Viviane und Edson auch eine Anlaufstelle für die alltäglichen Nöte ist. Bis auf Viviane, sie erhält ein bescheidenen Gehalt, haben die Anderen eine weitere Arbeitsstelle in Schulen oder einer anderen NGO, dies sichert ihnen den Lebensunterhalt. Sie sind optimistisch und hoffen auf eine bessere Zukunft. Allerdings ist das ursprüngliche Ziel, Straßenkinder von der Straße zu holen, zu beherbergen und ihnen eine Perspektive zu geben, derzeit nicht realsierbar.
Wir begleiten weiterhin diese Arbeit und sind auf die weitere Entwicklung gespannt. Zweifellos ist es dem Taiguara-Team in den vergangenen Jahren gelungen eine gute Reputation zu erwerben, so wird Valéria immer wieder zu Vorträgen bei anderen NGO`S eingeladen um das Taiguara-Konzept vorzustellen.

Insgesamt hat sich die Lebenssituation vieler Menschen in den vergangenen Jahren verschlechtert. Wir berichteten darüber. Oder wie Júnior es ausdrückt: „Wir leben in einer Zeit wie vor 30 Jahren.“

Schlaglichter

Praça da Sé:
Gang über den Platz vor der Kathedrale, den Praça da Sé : Er ist überfüllt mit am Boden liegenden Menschen. Das Elend ist an jeder Ecke sichtbar. Auf dem Vorplatz des Klosters São Bento, dem Ausgangspunkt der Gründung von São Paulo, hausen Menschen in Zelten. Bei den in der unmittelbaren Nähe sich befindlichen Straßenzügen, dem Sitz der Banken, ist das Herumliegen verboten, dort wird von der Stadtverwaltung „gesäubert“.
Abends auf der Avenida Paulista: Auch die ehemalige Vorzeigestraße hat sich verändert: Die ständige Bettelei nach etwas Geld ist Alltag. Vor einer Drogerie hat sich eine Gruppe von Kindern und Jugendlichen versammelt. Jeder Kunde wird beim Herausgehen angesprochen. Ein etwas achtjähriger Junge spricht etwas abseits Erwachsene an und versucht auf diese Weise sein Glück.
Catadores de Papel (Papiersammler:innen): Eine Frau mit Kleinkind vor ihrer Brust schleppt einen solchen Karren voll mit Pappkartons. Sie stoppt immer wieder, wenn sie glaubt, jemand hätte Erbarmen und würde ihr einige Reais zustecken. Sie spricht die Vorbeieilenden an.
Müllcontainer warten auf Abholung: Hier besteht die Chance, etwas Essbares bzw. Trinkbares zu ergattern. Ein Straßenbewohner durchwühlt einen Container nach Trinkbarem: Findet er eine Dose, setzt er diese an seinen Mund und versucht Flüssigkeit herauszusaugen. Dies wiederholt er mehrmals, bis er keine Dose mehr findet.
Müllsäcke werden ausgeleert und nach Essbarem durchsucht. Einige werden auch als Regenschutz mitgenommen.

Dies sind nur einige Blitzlichter. In zahlreichen Gesprächen wurde mir immer wieder bestätigt, dass die Verarmung in den letzten zwei Jahren explosionsartig zugenommen hat. Betroffen sind Leute wie Luiza. Sie ist Ende 60, hat das ganze Leben im künstlerischen Bereich gearbeitet, Ausstellungen organisiert, hatte allerdings nie eine „carteira assinada“ - eine Art Arbeitsbuch, in dem die Beschäftigungszeiten offiziell registriert sind. Jetzt verfügt sie monatlich über umgerechnet 135 €.
Ihre Miete wurde gerade auf 190 € erhöht, d.h. sie ist von der Vertreibung bedroht. Findet sie nicht Verwandte oder Freunde, die sie unterstützen, ist der Weg auf die Straße nicht mehr weit. Nicht Wenige schließen sich deshalb der Wohnungslosenbewegung MTST an.

Wohnungslosenbewegung MTST

Seit 2019 haben wir engere Verbindung zu dieser, derzeit ständig anwachsenden, sozialen Bewegung.
Hier treffe ich Monika und Luis. Monika gehört u.a. zum Organisationsteam der ABC-Städte, Luis ist der Koordinator von MTST im Ostteil São Paulos. Beim Besuch der Solidarküche (Cozinha Solidária) im Stadtteil Jardim Iguatemi in São Mateu kann ich mich überzeugen, wie notwendig und sinnvoll die von uns initiierte Kampagne „Lebensmittelpaket – Cestas Básicas“ ist. Die Notwendigkeit solcher Solidarküchen angesichts des Hungers hat den MTST dazu bewogen, bisher in 14 Bundesstaaten 25 Küchen zu errichten. Allein in São Paulo sind es neun Solidarküchen. Bei meinem Besuch hat sich bereits vor Öffnung um 12.00 Uhr eine kleine Schlange gebildet. Die Köchinnen Vilma und Rosi sind noch damit beschäftigt, das Essen zuzubereiten. Heute gibt es Polenta, Reis und Hühnchenteile. Die Leute warten geduldig mit ihren Plastikbehältnissen. Bei der Essensausgabe achtet Vilma sorgsam darauf, dass niemand zu kurz kommt.

Beim anschließenden Besuch der Mitte 2021 erfolgten Besetzung „Carolina Maria de Jesus“, an der sich 4.400 Familien beteiligten, zeigt sich, welche Entbehrungen die Menschen bereit sind auf sich zu nehmen. Es hat in Strömen geregnet, der Boden ist vollkommen durchweicht. Die Nässe hat sich in die provisorischen Behausungen eingenistet. Derzeit leben 260 Familien permanent hier und hoffen darauf, dass die Stadtverwaltung die Enteignung des Besitzers durchführen wird. Dieser hat hohe Schulden und das Gelände ist seit fünfzehn Jahren ungenutzt.
Auch hier beeindruckt die gute Organisation: Es gibt eine Zentralküche und daneben 16 weitere Küchen für die in 16 Gruppen unterteilten Familien. Und wie immer ist auch hier der Empfang freundlich und es gibt einen Cafézinho. Obwohl man sich in der Gemeinschaft sicher fühlt, passen jeweils zwei Leute nachts auf und drehen ihre Runden im Lager.

MTST hat inzwischen einige Kämpfe erfolgreich bestritten. Davon zeugt unter anderem das Condominio (Wohnsiedlung) ... Nach dem Aufenthalt in São Paulo ging es Richtung Nordosten und das erste Ziel war Salvador da Bahia.

Gemeinschaftszentrum Fabio Sandei – Salvador da Bahia

Seit mehr als zehn Jahren unterstützt die Brasilieninitiative hier das Gemeinschaftszentrum Fabio Sandei im am Rande Salvadors gelegenen Stadtteil São Cristovão. Die Mehrzahl der hier lebenden Menschen ist im informellen Sektor tätig. Gilmar, der Leiter des Zentrums, holt mich am Flughafen ab. Die nächsten Tage geben mir auch hier erneut die Gelegenheit, die Arbeit begleiten zu können.
Trotz Pandemie haben wieder vereinzelt Aktivitäten begonnen. Der Capoeira-Kurs ist ein Beispiel dafür. Dies ist sehr wichtig, ist es doch ein Versuch, die Jugendlichen vor dem Abrutschen in die Drogenszene zu bewahren. Stark frequentiert ist die ebenerdig eingerichtete Krankenstation. Monatlich werden bis zu eintausend Vorsorgeuntersuchungen bei Frauen durchgeführt und 400 EKGs gemacht. Die Stadtverwaltung – es gibt in diesem Stadtteil kein Krankenhaus und nur drei Gesundheitsposten – übernimmt die Bezahlung des medizinischen Personals, das aus einer Ärztin, zwei Kranken-schwestern, einer Physiotherapeutin und einer Psychologin besteht. Mit einem medizinischen Institut, dem Instituto Social, hat man ein Abkommen geschlossen. Dies hilft, den Unterhalt mit zu finanzieren. Die Nachfrage ist derartig groß, dass es Überlegungen gibt, das medizinische Angebot auszuweiten.
Auch die bestehenden vier Kinderkrippen mit insgesamt 405 Kindern sind wieder in Betrieb. Das bedeutet, dass täglich 1.800 Essensportionen ausgegeben werden. Die dafür anfallenden Kosten von umgerechnet 2000.- € im Monat werden nur zu 20 % vom Erziehungsministerium (Secretária de Educação) gefördert.
Die Arbeit im Zentrum wurde, soweit möglich, auch während der Pandemie weitergeführt. 85 Beschäftige finden hier ihr Einkommen. Allerdings ist Fabio Sandei permanent auf Unterstützung angewiesen.
Beim Gang durch den Stadtteil und beim Besuch der Familien zeigt sich, wie notwendig und sinnvoll diese Arbeit ist. Oftmals sind es gerade alleinerziehende Mütter, die auf das Angebot an Kinderkrippen angewiesen sind. Es ermöglicht ihnen einer Beschäftigung nachzugehen – in der Regel als Hausangestellte. Für die Kinder ist der Besuch zugleich eine Chance, dem Teufelskreis von Armut entrinnen zu können.
Derzeit entstehen auf dem gegenüberliegenden, im letzten Jahr erworbenen Grundstück eine weitere Kinderkrippe und eine Vorschule. Nach Fertigstellung sollen zweihundert Kinder zwischen 1 ½ und 6 Jahren hier einen Platz finden. Zusätzlich sind im Obergeschoss des Gebäudes Räume für weitere Aktivitäten vorgesehen. Im Januar wurde das bisherige Gebäude abgerissen und mit den Erdarbeiten begonnen. Bis zur Fertigstellung wird es einige Zeit dauern, können doch die Bauarbeiten nur sukzessive, d.h. nach eingehenden Spenden, weitergeführt werden. Gilmar, der in den Gesprächen einen unerschütterlichen Optimismus an den Tag legte, erhofft sich, neben unserer Unterstützung, auch Hilfe von ortsansässigen Unternehmen bzw. gutbetuchten Bewohnern Salvadors. Eine vor kurzem durchgeführte Aktion im Stadtteil erbrachte allerdings nur 2.800 Reais, umgerechnet ca. 450 €.
Die Materialkosen für den Hausbau sind in den letzten Monaten stark gestiegen und es ist fraglich, ob die Bauarbeiten bis 2023 abgeschlossen werden können. Ganz stark ist dies auch von den finanziellen Möglichkeiten abhängig.
Hoffnung weckt die Zusage der Stadtverwaltung, dass sie nach Fertigstellung die anfallenden Kosten für das Personal übernehmen wird. Das Gemeinschaftszentrum Fabio Sandei ist inzwischen für seine engagierte Arbeit bekannt. So kommt manch einer auch aus anderen Stadtteilen, um Hilfe zu suchen.
2021 konnten dank Spenden auch Lebensmittel verteilt werden, zeitweise kamen eintausend Leute am Tag. Derzeit ist dies nur noch punktuell möglich, da die Höhe der Lebensmittelabgabe vom Spendeneingang abhängig ist.

Nach Salvador stehen noch Paraiba und Pernambuco auf „dem Programm.“

Zisternenprojekt - Paraiba

In den zwei weiteren Projekten in Paraíba und Pernambuco nahm die Lebensmittelverteilung im vergangenen Jahr ebenfalls einen großen Teil der Arbeit in Anspruch. Daneben ging jedoch im Bundesstaat Paraíba der Bau weiterer Zisternen voran. Der dafür verantwortliche Padre Romulo betonte erneut deren Bedeutung. Im Gegensatz zur Situation im Landesinneren von Pernambuco hat es in der Gegend um Queimadas nur kurz geregnet, was Hoffnungen bei den Kleinbauernfamilien weckte. Sie begannen anzupflanzen. Dann kam jedoch die sengende Sonne und zerstörte die Pflänzchen. Entsprechend prägt auch hier der Hunger den Alltag vieler Menschen. Wer allerdings Zugang zu Zisternen hat, kommt mit der Situation besser zurecht. Deshalb und auch im Sinne der Nachhaltigkeit sind wir hier weiter aktiv. Romulo weist auch darauf hin dass die gegründete Associação Pe. Ibuna sich damit beschäftigt, sogenannte „pessoas invicívies“ ausfindig zu machen und ihnen zu den notwendigen Dokumenten zu verhelfen. Diese Menschen bekommen keinerlei staatliche Unterstützung da sie offiziell nicht existieren.

Agroökologisches Projekt - Recife

Mein längerer Aufenthalt in Recife war geprägt vom Besuch des agroökologischen Projekts im Landesinneren und dem Besuch von sozialen Einrichtungen. zurück.
Das von uns im Jahr 2018 begonnene Agroökologische Projekt, verbunden mit Fischzucht, läuft gut. Erstmals werden wohl zu Ostern auf die ersten Fische zum Kauf angeboten. Die Fahrt ins Landesinnere mit einem in die Jahre gekommenen Fiat-Uno bleibt ebenfalls in Erinnerung. Nicht nur, weil Christoph Ostendorf, der Leiter des Projektpartners CCBA in Recife, die Fahrtstrecke fast im Schlaf hinter sich brachte. Er besucht die am Projekt beteiligten Familien einmal monatlich und kennt nicht nur die geteerten Straßen, sondern auch die Schlaglöcher der Erdstraßen fast „auswendig“. Wir besuchten mehrere Projekte. Nicht möglich was dieses Mal, aufgrund der Pandemie, der Besuch der Indigenen vom Volk der Xukurú. Besonders beeindruckte der Kleinbauer Divino. Er ist Teil des Projekts und neben der begonnenen Fischzucht pflanzt er noch Maniok, Süßkartoffeln und Bananen an und experimentiert in einem von ihm gebauten Gewächshaus mit Salat und Gemüse. Eine weitere Station war die Frauengruppe in Baixi. Sechs Frauen haben sich zusammengefunden und legten neben den zwei Fischtanks Pflanzungen für Kohl, Tomaten, Koreander, Möhren, Salat, Melonen und Maniok an. Bisher leben sie hauptsächlich von dem staatlichen Sozialprogramm Bolsa Família, von Bolsonarao umgetauft in „Auxilio Brasil,“ das umgerechnet 65 € beträgt. In der Begegnung mit ihnen war zu spüren, dass sie sich von der Beteiligung am Projekt eine spürbare Verbesserung der Lebenssituation erhoffen, fast alle sind Alleinerziehende Mütter.
Auch die Situation in Afogados da Ingazeira gilt es hervorzuheben:
Hier ergab sich im Rahmen unserer Kampagne „Cesta Básica“ auch eine Mitarbeit mit der Stadtverwaltung. Es geht um die Zusammenstellung eines agroökologischen „Lebensmittelkorbes“. Er umfasst ca. 20 – 30 Kilo Obst, Gemüse, Kräuter, Eier, Fisch (in den Monaten, in denen es welchen gibt) für 40 – 50 Frauen in sozialer Notlage. Diese Frauen erhalten so eine monatlich Unterstützung und die Kleinbauernfamilien, denen die Produkte zu einem fairen Preis mit den Spenden abgekauft werden, erhalten einen Anreiz zur Verbesserung und Intensivierung des ökologischen Anbaus von Obst, Gemüse und der Fischzucht. Die Stadtverwaltung stellt die notwendigen Transportmittel zur Verfügung.
Als sehr sinnvoll erweist sich, dass die am Projekt beteiligten Kleinbauernfamilien immer noch durch eine Fischingenieurin, Raffaela, Orientierung erhalten. Auch sie besucht monatlich die Familien und steht für Fragen zur Verfügung bzw. gibt Tipps. Nach Tagen im Landesinneren ging es dann wieder zurück nach Recife. Geplant ist im Laufe des Jahres 2022 ein Austausch aller Beteiligten, der von unserem Partner CCBA in Recife organisiert wird.

In Recife erfolgte neben weiteren Gesprächen mit Christoph der Besuch des Menschenrechtszentrum CENDHEC mit seinen sehr engagierten Mitarbeiter:innen. Ihr Schwerpunkt liegt auf der Situation der Kinder und Jugendlichen und den prekären Wohnverhältnissen. Auch hier versichert man mir wie wichtig die Unterstützung für die Verteilung von Lebensmittelpakten (Cestas Básicas) war und ist. Im Instituto Dom Helder Câmara treffe ich auf den sehr engagierten Professor Manoel Moraes…….Er ist in der Menschenrechtsarbeit aktiv und hat an der Aufarbeitung der Verbrechen während der Militärdiktatur maßgeblich mitgearbeitet. Darüber hinaus geht es ihm auch darum, das Andenken an den Erzbischof Dom Helder Câmara zu bewahren. Da ich Dom Helder noch persönlich kennenlernte, bittet mich Manoel um eine kurze Videoaufnahme, in der ich meine Begegnung bzw. die Bedeutung dieser Begegnung für mein Brasilienengagement darstellte. Neben einem öffentlich zugänglichem Archiv ist auch die Einrichtung einer angemessenen Gedenkstätte vorgesehen. Nachdem letztes Jahr in die Räumlichkeiten eingebrochen wurde, zum Glück war man am Archiv nicht interessiert (nur an den nicht gerade modernen Computern) hat man seither die Sicherheitsvorkehrungen verbessert und so gibt es jetzt auch hier eine Videokamera.

Die Reise zeigte, dass es möglich ist, mit bescheidenen Möglichkeiten konkrete, die Lebensverhältnisse von Menschen betreffende Situationen verbessern zu helfen. Als vollkommen unabhängiger Verein ist es uns bisher gelungen, dank privater Unterstützerinnen und Unterstützer in ganz Deutschland entsprechend tätig zu sein. Unterstützen Sie uns auch weiterhin.“

Die Reise wurde ohne Fördermittel bzw. Verwendung von Spendengeldern selbst finanziert. Weitere Fotos der Projekte gibt es in unserer Bildergalerie

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oder per Paypal bzw. betterplace für Fabio Sandei

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