Kinderkrippe Brasileirinho
Santarém im Bundesstaat Pará ist mit ca. 200.000 Einwohner für brasilianische Verhältnisse eine relativ kleine Stadt, sie liegt mitten in Amazonien und ist weitgehend unbekannt. Interessierten dürfte sie durch die Tatsache bekannt sein, dass hier vor Jahren eine vom US-Konzern Cargill errichtete Soja-Verladestation gebaut wurde, die nachträglich legalisiert wurde.
(Bildergalerie am unteren Ende des Berichts)
Am Stadtrand von Santarém, im 3000 Einwohner zählenden Stadtteil Maicá, befindet sich seit gut 15 Jahren die Kinderkrippe „Brasileirinho“. Bis 2003 bestand keine Möglichkeit für Berufstätige, ihre Kinder in einer Kinderkrippe unterzubringen, vor allem alleinerziehende Mütter waren die Leidtragenden.
In diesem Stadtteil liegt die Arbeitslosenquote bei fast 80%, die Bewohner leben vom Gelegenheitsarbeiten bzw. Fischfang. Vom vielgepriesenen brasilianischen Wirtschaftswunder ist hier nichts zu spüren.
2003 ergriff Franciso Salles, beschäftigt bei dem örtlichen Radiosender „Radio Rural“ zusammen mit einigen Eltern die Initiative, um eine Krippe für fünf bis sieben Jährige aufzubauen. Die Brasilieninitiative Freiburg e.V. kam infolge der Unterstützung der Arbeit von „Radio Rural“, welches u.a. bis in entlegene Gegenden des Rio Tapajós sendet und eine wichtige Plattform für Kleinbauern, Flussanwohner aber auch Indigene bietet, mit Francisco Salles in Kontakt. Die vor Ort Situation zeigte wie wichtig eine Unterstützung der geplanten Kinderkrippe am Stadtrand ist und so begann mit ungebundenen Spenden die Hilfe aus Freiburg. Wir übernahm einige der zu Beginn entstehenden Kosten und so konnten zunächst zwei Erzieherinnen mit umgerechnet 120 € Monatslohn eingestellt werden. Was 2003 mit 45 Kindern begann, wuchs bis 2017 auf einhundert Kinder an; diese werden in abwechselnden Schichten betreut. Die Kinder kommen aus ärmsten Verhältnissen und die Idee, dass jede Familie mit umgerechnet 1,50 € im Monat für den Unterhalt einen Beitrag leisten sollte, ließ sich bisher nicht umsetzen. Zu arm ist der Großteil der Familien, nicht selten kommen die Kinder ohne jegliches Frühstück in die Kinderkrippe.
Die Kinderkrippe „Brasileirinho" sieht sich nicht als Aufbewahrungsstätte, wie es sonst oft in städtischen Favela-Einrichtungen üblich ist, sondern möchte die Kinder sinnvoll beschäftigen, so dass ihre Fähigkeiten und Möglichkeiten nicht brach liegen bleiben. Die ersten Jahre erwiesen sich als äußerst hart, denn es gab keinerlei Unterstützung von staatlicher Seite. Waren damals so gut wie keine Arbeitsmaterialien oder Spielgeräte vorhanden, änderte es sich in den kommenden Jahren. So gelang es nicht zuletzt durch Aktivitäten verschiedener Schulen in Südbaden die Infrastruktur zu verbessern: Unter anderem wurde eine Wasserpumpe samt Wasserauffangbecken sowie der Bau einer Toilette finanziert. Aber auch für den alltäglichen Bedarf kam Unterstützung: Spiel- und Schreibmaterialien fanden ebenfalls ihren Weg nach Santarém.
Notwendige Reformen kennzeichneten die Jahre von 2014 - 2016. Neben der Anschaffung von Kleingeräten wie Ventilatoren fanden bauliche Veränderungen statt: eine Küche entstand, eine neue Gefriertruhe angeschafft, Toiletten wurden saniert, giftige Eternitplatten durch Ziegel ersetzt, das Dach isoliert. Diese notwendigen baulichen Veränderungen konnten auf Grund eines Spendenlaufes der Lessing-Realschule in Freiburg durchgeführt werden, der zur Verabschiedung eines Kollegen 2015 stattfand.
Regelmäßiger Kontakt
Die brasilieninitiative f r e i b u r g e.V. hat zu der Kinderkrippe „Brasileirinho“ einen regelmäßigen Kontakt, per Mail, Skype oder auch mit regelmäßigen Besuchen, versuchen wir uns vor Ort zu informieren
Bis heute ist „Brasileirinho“ die einzige Kinderkrippe im Stadtteil. Von der Stadt Santarém werden die Lohnkosten für vier ErzieherInnen und eine Köchin übernommen, die darüber hinaus anfallenden Kosten wie Lebensmittel, Strom-, Wasserkosten, Spielmaterialien etc. sind von der Einrichtung selbst zu tragen. Was immer noch aussteht ist in einzelnen Gebäudeteilen die Ersetzung der Eternit-Bedachung durch richtige Dachziegeln.
Obwohl Brasilien ein reiches Land ist, sind viele Regionen und Bereiche 'abgehängt', so dass Projekte wie „Brasileirinho“ auf Unterstützung von außen angewiesen sind. Wir, die Brasilieninitiative, unterstützen dieses Projekt im Rahmen unserer Möglichkeiten weiterhin, was nur möglich ist, wenn wir Spenden erhalten. Was wir garantieren können ist, dass diese Spenden für die Kinderkrippe ohne Abzüge Brasilien erreichen.
Konto der brasilieninitiative f r e i b u r g e.V.: Volksbank Freiburg, IBAN: DE88 6809 0000 0025 0548 06; BIC: GENODE61FR1 Stichwort: Brasileirinho
Grüße aus Santarém
Immer wieder ist aus den Nachrichten, die uns aus dem Amazonasgebiet erreichen, zu erkennen, dass nicht nur die materielle Hilfe Einiges bewirken kann, sondern auch die Solidarität mit den Betroffenen für deren Engagement sehr wichtig ist. Nachfolgend ein Beispiel:
„………..Wir sind froh und glücklich auf solch menschliche Wärme wie die Eure zählen zu können. Manchmal dauert es etwas wieder miteinander in Kontakt zu treten. Dies hängt jedoch vor allem damit zusammen, dass wir uns schämen, immer wieder davon zu reden, was wir in der Kinderkrippe brauchen. Zudem habt ihr selbst sicher genügend eigene Probleme, die es zu lösen gilt.
Wir arbeiten inzwischen mit fast einhundert Kindern. Um Geld zu erhalten, veranstalten wir manchmal Feste, an denen wir den Verkauf von selbst zubereitetem Essen anbieten. Der Erlös unserer Aktionen ist immer wenig, da die Menschen in unserem Viertel kaum selbst das Notwendige zum Leben hat. Aber dank eurer Hilfe ist es immer wieder möglich auch größere Fortschritte zu machen. Im Augenblick sind wir dabei neue Toiletten sowie einen neuen Unterrichtsraum zu bauen….“
Gott möge euch allen Gesundheit, Fröhlichkeit und Liebe schenken.
Francisco Sales Nascimento (Leiter der Kinderkrippe “Brasileirinho”)