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5.Dezember 2024 Es tut sich was

Es hat lange gedauert doch jetzt scheint doch noch Bewegung in diesen Jahrzehnte zurückliegenden Fall zu kommen. Das brasilianische Arbeitsministerium erhob jetzt Anklage gegen VW do Brasil wegen der sklavenähnlichen Zustände zwischen 1974 und 1985 auf der VW-Rinderzuchtfarm Rio Cristalino. Die Farm wurde 1973 auf einer Fläche von 139.000 Hektar für die Viehzucht und Holzgewinnung gegründet.  Damals wurden laut Ministerium Hunderte von Arbeitern auf der Farm versklavt. Die Staatsanwaltschaft fordert eine Entschädigung von umgerechnet ca. 25 Millionen Euro, für einen Konzern wie VW eine Kleinigkeit.

Seit Beginn an begleitet die Brasilieninitiative Freiburg e.V. die von dem Priester Ricardo Rezende dokumentierten Menschenrechtsverletzungen (siehe https://brasilieninitiative.de/vw/seit-jahrzehnten-berichterstattung-in-den-brasiliennachrichten) und unterstützt die Forderung nach Entschädigung.
Doch erst 2019 wurde eine Untersuchung eingeleitet.  „Auf der Grundlage der gesammelten Beweise ist die Arbeitsstaatsanwaltschaft eindeutig zu dem Schluss gekommen, dass Hunderte von Arbeitern auf der Volkswagen-Plantage versklavt und ihrer Würde beraubt wurden, indem sie verschiedenster physischer und psychischer Gewalt ausgesetzt waren. Die Klage wurde daher eingereicht, um eine Entschädigung für die von Volkswagen begangenen schweren Menschenrechtsverletzungen zu erhalten“, erläuterte Rafael Garcia, einer der Staatsanwälte Anfang Dezember gegenüber Repórter Brasil.
In der Klage wird auch auf gescheiterte Versuche der Staatsanwaltschaft hingewiesen, eine außergerichtliche Einigung zu erzielen. Der letzte Versuch endete am 29. März 2023 abrupt. Die von der Brasilieninitiative initiierte Petition mit fast 3000 Unterschriften, die an diesem Tag übergeben werden sollten, wurde vollkommen negiert und die VW-Verhandlungsführung verließ ohne jegliche Erklärung den Verhandlungstisch. (siehe  https://brasilieninitiative.de/vw/vw-verweigert-einigung)

Die gesammelten Beweise belegen eindeutig, dass Volkswagen über seine Tochtergesellschaft direkt an einem System von Sklavenarbeit und Menschenhandel beteiligt war und davon profitiert hat.
„Es ist erstaunlich, dass ein Unternehmen dieser Größe nach vier Jahrzehnten noch immer nicht bereit ist, seine Verbrechen in Pará wiedergutzumachen, darunter Umweltzerstörung und Schuldknechtschaft. Es ist auch erstaunlich, wie die Regierung damals geschwiegen hat und wie langsam sie jetzt wirksame Maßnahmen ergreift“, sagte Ricardo Rezende Figueira, Professor an der UFRJ und Koordinator einer Arbeitsgruppe über aktuelle Sklavenarbeit. Er war während der Diktatur eine der maßgeblichen Personen bei der Verteidigung der Menschenrechte im Süden von Pará war.
„Ich hoffe, dass Volkswagen für das Verbrechen zur Rechenschaft gezogen wird, und ich hoffe, dass andere Unternehmen, die zur gleichen Zeit an demselben Verbrechen beteiligt waren, den direkten Opfern oder ihren Familien und der Gesellschaft freiwillig oder vor Gericht Wiedergutmachung leisten werden. Die Justiz muss so schnell wie möglich handeln, bevor weitere Opfer sterben“, so Ricardo Rezende.
Es ist wirklich zu hoffen, dass der Konzern endlich einsieht, dass die Verzögerungstaktik nicht aufging und endlich diesem unwürdigen "Spiel" ein Ende bereitet, d.h den Prozeß abkürzt indem die Forderung erfüllt wird und somit wenigstens noch einige der noch lebenden Arbeiter der damaligen Fazenda eine Entschädigung erhalten.